Oft ist zu hören, dass Männer eine stärkere Libido haben als Frauen. Aber ist das wirklich so? Das LOVE Team hat zum Thema sexuelles Verlangen recherchiert und enthüllt Wahrheiten und Falschinformationen.
Männer sind angeblich jederzeit bereit für Sex. Nur der kleinste Reiz genügt und schon ist der Durchschnittsmann erregt und bereit für Geschlechtsverkehr, egal unter welchen Umständen oder mit welcher Person. Umgekehrt wird davon ausgegangen, dass Frauen weniger häufig Sex wollen und länger brauchen, bis sich sexuelle Erregung einstellt. Aber ist das überhaupt wahr? Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen der männlichen und weiblichen Libido?
In diesem Artikel möchten wir nach einer kurzen Begriffsdefinition auf die Annahme eingehen, dass Männer angeblich ein größeres sexuelles Verlangen haben als Frauen. Zum Schluss möchten wir Ihnen Lösungen anbieten, falls die sexuelle Kompatibilität in Ihrer Partnerschaft zu wünschen übrig lässt. Erkunden Sie mit uns gemeinsam dieses faszinierende und oft missverstandene Thema!
Was ist die Libido?
Der Begriff Libido stammt aus dem Lateinischen und bedeutet sexuelles Verlangen, genauer gesagt, das Verlangen, an sexuellen Handlungen teilzunehmen, sei es mit einer anderen Person (oder mehreren!) oder allein. Dieses Verlangen geht oft mit sexueller Erregung einher, die in der Psychoanalyse als Sexualtrieb bezeichnet wird. Diese Erregung kann mit unterschiedlicher Intensität ausgelebt werden und gipfelt in der Regel im Orgasmus, nach dem das sexuelle Verlangen nachlässt.
Die Libido wird oft mit einem körperlichen Bedürfnis verglichen, ähnlich wie Hunger. So wie wir das Bedürfnis haben zu essen, um das unangenehme Hungergefühl zu vermeiden, ist auch das sexuelle Verlangen ein natürlicher Trieb. Dieses Verlangen kann sich auf Personen des anderen Geschlechts (Heterosexualität), desselben Geschlechts (Homosexualität), beider Geschlechter (Bisexualität) oder ohne besondere Präferenz (Pansexualität) richten. Manche Menschen verspüren auch überhaupt kein sexuelles Verlangen (Asexualität).
Interessanterweise kann die Libido von Person zu Person und sogar bei ein und derselben Person im Laufe der Zeit stark schwanken. Sie wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie z. B. dem allgemeinen Gesundheitszustand, Stress, den Hormonen, Emotionen und Lebenserfahrungen. Beispielsweise kann eine Zeit intensiven Stresses die Libido vorübergehend verringern, während eine neue Liebesbeziehung sie erhöhen kann.
Die Libido ist nicht nur eine Frage des körperlichen Verlangens; sie wird auch von psychologischen und emotionalen Faktoren beeinflusst. Gefühle der Liebe, des Vertrauens und der Sicherheit in einer Beziehung können eine große Rolle bei der Intensität des sexuellen Verlangens spielen. Umgekehrt können ungelöste Konflikte oder Unsicherheiten die Libido mindern.
Die Libido ist also eine komplexe und facettenreiche Komponente unserer Sexualität. Sie ist von Person zu Person unterschiedlich und kann sich im Laufe des Lebens aufgrund zahlreicher Faktoren verändern. Das Wissen darum, was unsere Libido beeinflusst, kann uns helfen, unser eigenes sexuelles Verlangen und das unseres Partners bzw. unserer Partnerin besser zu verstehen.
Was beeinflusst unsere Libido?
Im Laufe des Lebens kann die Libido aufgrund zahlreicher Faktoren schwanken, unabhängig davon, ob man Mann oder Frau ist. Wir haben einige der wichtigsten Faktoren für Sie aufgelistet, die unser sexuelles Verlangen beeinflussen können:
Sexuelle Funktionsstörungen
Es gibt sexuelle Funktionsstörungen, die sich erheblich auf die Libido auswirken können. So gibt es beispielsweise Hypersexualität, die durch ein weit überdurchschnittliches sexuelles Verlangen gekennzeichnet ist, was häufig in Zusammenhang mit Sexsucht steht. Im Gegensatz dazu äußert sich sexuelle Unlust in einem völligen Fehlen der Libido.
Gesundheitliche Faktoren
Auch einige schwere Erkrankungen können die Libido negativ beeinflussen. Dazu gehören Parkinson, Krebs, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Erkrankungen können nicht nur das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch das sexuelle Verlangen mindern.
Medikamente und Verhütungsmittel
Bestimmte Medikamente, insbesondere solche, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, können die Libido verringern. Eine ähnliche Wirkung können auch bestimmte Antibabypillen bei Frauen haben. Umgekehrt können bestimmte Drogen wie Amphetamine das sexuelle Verlangen steigern.
Vorübergehende Verstimmungen
In bestimmten Phasen des Lebens kommt es zu vorübergehenden Durchhängern, die uns emotional und körperlich belasten und die Libido ebenfalls beeinflussen können. Stress, Angstzustände und Müdigkeit sind zum Beispiel Faktoren, die das sexuelle Verlangen verringern können. Diese vorübergehenden Durchhänger können normalerweise durch einen anderen Lebensstil, Entspannungstechniken oder Methoden der Stressbewältigung überwunden werden.
Alter
Das Alter ist ein weiterer wichtiger Faktor, der die Libido beeinflusst. Im Allgemeinen ist es so, dass die Libido mit zunehmendem Alter abnimmt, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Junge Erwachsene haben oft ein höheres sexuelles Verlangen, das im Laufe der Jahre allmählich abnehmen kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders ist und das Alter nicht jeden auf die gleiche Weise beeinflusst. Bei manchen bleibt die Libido auch im Alter hoch, während bei anderen das sexuelle Verlangen stärker schwankt.
Wenn man die Vielzahl an möglichen Faktoren kennt und berücksichtigt, fällt es sicher leichter, mit den Schwankungen der eigenen Libido umzugehen und geeignete Lösungen zu finden, um ein erfülltes Sexleben aufrechtzuerhalten.
Haben Männer wirklich tendenziell mehr Lust auf Sex als Frauen?
Im Allgemeinen haben Männer tatsächlich eine stärkere Libido als Frauen, was mit dem Hormon Testosteron zu tun hat, das eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Molekülen wie Stickoxid und Dopamin spielt, die wiederum auf die Libido einwirken. Genauer gesagt regen diese Moleküle die sexuelle Erektion an und steigern das sexuelle Verlangen.
Das entspricht dem Bild, das die Gesellschaft von Männern zeichnet. Sexueller Hedonismus (also zum Beispiel mehrere Sexualpartner oder sehr häufig Sex zu haben) wird bei Männern eher akzeptiert als bei Frauen. Diese ungleiche Behandlung von Männern und Frauen beeinflusst natürlich auch die Art und Weise, wie Männer und Frauen selbst ihr sexuelles Verlangen wahrnehmen und ausdrücken.
Tatsächlich hatten Frauen historisch gesehen im Gegensatz zu Männern nicht immer die Freiheit, ihre Sexualität offen auszuleben. Diese Unterdrückung hat dazu beigetragen, das typische Bild vom Mann als Beschützer und Umsorger und der Frau als unterwürfige Partnerin zu festigen. Soziale und kulturelle Normen haben lange Zeit diktiert, was in Bezug auf Sexualität akzeptabel ist und was nicht, wodurch unterschiedliche Erwartungen an Männer und Frauen entstanden sind.
Wie wir am Anfang gesehen haben, wird die Libido aber nicht nur von Geschlechterstereotypen, sondern auch von vielen anderen Faktoren beeinflusst. Es gibt also ganz eindeutige biologische Erklärungen, aber auch soziale und kulturelle Ursachen für Unterschiede bei der Libido von Männern und Frauen. Das muss aber gar nichts heißen, denn schließlich ist jeder Mensch einzigartig und das sexuelle Verlangen kann unabhängig vom Geschlecht sehr unterschiedlich sein.
Obwohl also ein Körnchen Wahrheit in der Theorie steckt, dass Männer generell einen höheren Sexualtrieb haben, ist es wichtig zu wissen, dass diese Theorie auch von sozialen Vorstellungen und Normen beeinflusst wird. Nur wenn wir diese Nuancen verstehen, können wir unser eigenes sexuelles Verlangen und das unseres Partner und unserer Partnerin besser einschätzen und auf diese Weise ein erfülltes und ausgeglichenes Sexleben führen.
Was tun, wenn Paare nicht gleich viel Lust auf Sex haben?
In einer Partnerschaft kann es vorkommen, dass einer von beiden mehr sexuelles Verlangen verspürt als der andere. In dieser Situation, die auch Orgasm Gap genannt wird, fühlt man sich nicht mehr begehrt, was zu Streitigkeiten, Missverständnissen und sogar zur Trennung führen kann.
Wie bei allen Themen in einer Beziehung ist es wichtig, ganz offen und ehrlich darüber zu sprechen, auch wenn das Gespräch vielleicht nicht besonders angenehm sein wird. Sex ist ein wichtiger Bestandteil im Lebens eines Paares, und es lohnt sich, darüber zu sprechen. Wenn Sie Ihr Problem nicht selbst lösen können, empfehlen wir, einen Sexualtherapeuten aufzusuchen.
Es gibt übrigens mehrere Möglichkeiten, die Libido zu steigern, und zwar ohne Medikamente und auf ganz natürliche Art und Weise. Mit einer gesunden Lebensweise, weniger Stress und einer offeneren Kommunikation in der Partnerschaft tragen Sie bereits zu einer besseren sexuellen Harmonie in Ihrer Beziehung bei.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Frauen und Männer sich in Bezug auf ihre Libido sehr ähnlich sein können - genauso wie sie auch sehr unterschiedlich sein können. Alles hängt von der Person selbst, ihrer Lebensphase und ihrem Lebensstil ab. Wie alles andere ist auch Sexualität sehr individuell. Das Wichtigste ist, zu sich selbst zu stehen und sich im eigenen Körper wohlzufühlen. Wer die eigenen Vorlieben kennt, akzeptiert und auslebt, kann auch ein erfülltes Sexleben führen.